Presseerklärung zur aktuellen Situation und mittelfristigen Entwicklung auf dem Truppenübungsplatz Senne
– Gemeinsame Presseerklärung vom Förderverein Nationalpark und Bündnis 90/Die Grünen
Große Übereinstimmung gab es jetzt bei einem in Paderborn geführten Gespräch zwischen dem Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge und Kandidierenden für den NRW-Landtag von Bündnis 90/Die Grünen. Überschattet wurde diese Diskussion durch die am gleichen Tag veröffentlichte gemeinsame Presseerklärung der Britischen Armee und der Bundeswehr. Diese hört sich so ganz und gar nicht nach dem Resultat eines gemeinsamen Treffens von Bürgermeistern, Landräten und Militär u. a. an, was sie eigentlich sein sollte. Vielmehr klingt es wie die Anweisung des britischen Militärs an alle übrigen Beteiligten. Das ist umso bedauerlicher, als wir die britischen Soldaten und ihre Angehörigen über Jahrzehnte als gute Nachbarn ins Herz geschlossen haben. Wir beobachten bei den verantwortlichen Offizieren einen erschreckenden Wechsel im Umgang mit der Öffentlichkeit. Es kommt der Eindruck auf, dass die berechtigten Interessen der Menschen, die in den am Truppenübungsplatz (TÜP) angrenzenden Kommunen leben, ebenso unbeachtet bleiben, wie die Belange des Naturschutzes. „Der TÜP-Senne war bisher ein Hot-Spot der Biodiversität mit über 1000 bedrohten Arten. Seine Artenvielfalt steht unter dem besonderen Schutz der Europäischen Union, ist FFH- und Natura 2000-Gebiet. Doch eine Bereitschaft des Militärs in geordneten Strukturen mit den Naturschutzverbänden und Senneinitiativen zu kommunizieren ist schon lange nicht mehr feststellbar. Das muss sich dringend wieder ändern.“ betonen Hans Jürgen Wessels und Dr. Thomas Steinlein, die Vorsitzenden vom Förderverein Nationalpark. „Ein derartig wertvoller Naturraum darf für die Wissenschaft und den Naturschutz nicht zu einer Black-Box gemacht werden!“
„Bereits dreißig Jahre ist es der erklärte Wille des Landtages NRW, den TÜP-Senne eines Tages zu einem Nationalpark zu entwickeln. An diesem Ziel halten wir mit Nachdruck fest“ betonen Norika Creuzmann, Bernd Mester und Ulli Möhl, allesamt Landtagskandidaten*innen der Grünen mit Senneanteil im Wahlkreis. Norika Creuzmann: „Auch unser aktuelles Wahlprogramm ist in diesem Punkt eindeutig.“
In drei Punkten waren wir uns bei diesem Treffen von Anfang an alle einig:
Wir wollen die Belastungen durch Gefechtslärm für die Anwohner wieder reduzieren! Zukünftig muss es an Wochenenden regelmäßig heißen: Der TÜP-Senne gehört den Menschen der Region!
Wir fordern den regelmäßigen Zugang zu den wertvollen Naturräumen sowohl für die universitäre Forschung als auch für die Naturbeobachtung durch die Naturschutzverbände.
Wir wollen der Entwicklung des Nationalparks OWL in den kommenden fünf Jahren zum Durchbruch verhelfen!
Wir sind uns dessen bewusst, dass die Soldaten*innen in einer Demokratie in unser aller Auftrag eine gefährliche und schwierige gesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen. Wir begegnen ihrer Arbeit mit Respekt. Umgekehrt fordern wir von den Verantwortlichen des Militärs aber auch den respektvollen Umgang mit den Interessen der Menschen in OWL sowie den Naturschutzinteressen. Wir hören von Betroffenen immer wieder, dass der Übungslärm derzeit außergewöhnlich intensiv sei. Personen, die es beurteilen können, berichten von einer deutlich höheren Belastung als in den vorangegangenen 30 – 40 Jahren! Das es auch anders geht, dass die Nutzung der Übungsplätze durchaus im Interessensausgleich geteilt werden kann, das machen u. a. ausgerechnet Werbevideos des britischen Verteidigungsministeriums für Übungsplätze in Großbritannien deutlich. Unter dem Stichwort „Respect the range“ wird sie jeder im Internet finden. So bekommen die Menschen Zugang zu ihrem heimischen Naturraum und gleichzeitig mehr Ruhe. Das britische Militär ist bei uns in OWL zu Gast! Es sollte in Deutschland keine schlechteren Standards als in seiner Heimat Großbritannien praktizieren.
Neben diesen wichtigen regionalen humanen Interessen steht die gesamte Menschheit beim Schutz der Biodiversität vor einer großen und existentiellen Aufgabe, ähnlich wie beim Klimaschutz. Es ist daher ein Gebot der Stunde, dass ein solch bedeutender Hot-Spot der Artenvielfalt in seiner Entwicklung beobachtet wird, auch auf einem militärischen Übungsgelände. Wir wollen das britische Militär nicht vertreiben. Aber es muss sichergestellt sein, dass die europäischen Naturschutzziele, auch unter den Bedingungen einer veränderten militärischen Nutzung, weiterhin erfüllt werden.
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